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Eine 50-jährige Erfolgsgeschichte: Der Aufstieg des legendären SM7B

Im Jahr 2023 feiert Shure den 50. Geburtstag eines Mikrofons, das Musiker:innen, Podcaster:innen und Streamer:innen auf der ganzen Welt begeistert. Der Shure Historiker MICHAEL PETTERSEN nimmt dich mit in das Unternehmensarchiv, um zu entdecken, welche Geheimnisse es zum Aufstieg des legendären SM7B birgt.
June 06, 2023 |
Historisches Foto und Anzeige zum SM7

Zurück zu den Wurzeln

Die Geschichte des SM7 beginnt mit dem SM5 Broadcast-Mikrofon – ein gerichtetes, dynamisches Galgenmikrofon, das 1964 vorgestellt wurde und für Fernseh- und Filmstudios entwickelt wurde. Mit einer Länge von mehr als 25 cm und einem Gewicht von fast einem Kilogramm war es ein echter Trümmer.

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Das ziemlich massive SM5 aus dem Jahr 1965.

In den späten 1960ern begann Shure mit der Entwicklung eines neuen Mikrofons, das speziell für Aufnahmestudios, Radiosender und Sprachaufnahmen konzipiert war. 

Gerüchten zufolge verlief die Entwicklung des SM7 ungefähr so: Eine Gruppe von Shure Mikrofoningenieuren und Mikrofoningenieurinnen begann mit der Unidyne III Kapsel und modifizierte sie zu einem Mikrofon für Sprachaufnahmen. 

Das SM7 Mikrofon debütierte im Jahr 1973. 

Entstehungsgeschichte der SM Serie

Im Jahr 1963 schlug Bob Carr, Professional Products Market Manager bei Shure, eine neue Mikrofonserie für Radio-, Fernseh- und Filmstudios vor.

Die SM Serie („Studio Microphone“) basierte auf bestehenden Mikrofonmodellen, bot aber neue Features zur Verwendung im Studio. Dazu gehörten eine dunkle, nicht reflektierende Oberfläche für die Nutzung in Fernsehstudios, ein 3-Pol-XLR-Anschluss und eine niedrige duale Impedanz. An/Aus-Schalter wurden weggelassen oder unter einer Metallabdeckung verborgen, um die versehentliche Stummschaltung des Mikrofons während der Nutzung zu verhindern.

ENTDECKE, WARUM DAS SM7B DIE ERSTE WAHL FÜR STIMMEN IST.

Die SM Serie wurde 1964 vorgestellt und umfasste die Modelle SM5, SM33, SM50, SM56 und SM76. 1965 kam das SM57 hinzu und ein Jahr später das SM58®. Mehrere dieser Mikrofone – allen voran das SM57 und das SM58® – setzten sich auch auf Live-Bühnen durch, wo sie bis heute dominieren.

Das 1973 zur Serie hinzugefügte SM7 machte seinem Namen als Studiomikrofon sofort alle Ehre.     

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Gerry Plice und das Design-Patent

Gerry Plice, ein in der Mikrofonentwicklung tätiger Ingenieur, ist für das markante Industriedesign des SM7 und seinen hohen Wiedererkennungswert verantwortlich. Das Design war für damalige Verhältnisse ungewöhnlich, da ein:e Entwicklungsingenieur:in normalerweise nur den Schallwandler im Inneren des Mikrofons entwickelt, während das Gehäuse von einem Design-Ingenieur einer Design-Ingenieurin oder einem externen Designstudio entworfen wird.

Und dennoch war es Gerry, der den Look eines der bekanntesten Mikrofone von Shure gestaltete – obwohl er über keine Ausbildung als Industriedesigner verfügte. Im November 1974 wurde das US Design Patent Nr. 233.669 für ein „Mikrofon“ an Gerald W. Plice, Morton Grove, Illinois erteilt.

Variationen eines Themas

Die Shure Unidyne III Kapsel bildet die Grundlage vieler dynamischer Tauchspulenmikrofone von Shure, darunter das SM57, das SM58® und das SM7. Allerdings gibt es einige wichtige Besonderheiten im Kapseldesign des SM7.

Da das Mikrofon für Rundfunk- und Sprachanwendungen entwickelt wurde, ist die Membran des SM7 dünner und flexibler, um die Ansprache im Bassbereich zu verbessern. Das Gehäuse des SM7 bietet Raum für eine größere Luftmasse hinter der Kapsel, was ebenfalls zu seiner ideal für Stimmen geeigneten, erweiterten Bassansprache beiträgt.

Um den Ausgangspegel zu erhöhen, besteht die Schwingspule aus dünnerem Draht und hat dreimal so viele Wicklungen wie die Schwingspule eines SM57 oder SM58. Die dünnere Membran und die schwerere Schwingspule beeinflussen die natürliche Resonanzfrequenz des SM7. Alle diese Faktoren zusammen ergeben die satte Basswiedergabe, die von Sprechern und Sprecherinnen so geschätzt wird.

Einzigartige Frequenz-Schalter

Etwas, das das SM7 von vielen anderen Sprach- und Gesangsmikrofonen unterscheidet, sind seine variablen, schaltbaren Frequenzfilter. Diese Filter sind von den Adaptern der A15 Serie inspiriert.

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1969 stellte Shure sechs In-Line-Audioadapter vor, die bald nur noch als die "A15 Problemlöser" bezeichnet wurden. Das größere Gehäuse des SM7 ermöglichte es, zwei Funktionen der A15 Serie zu integrieren:

- Das A15HP Hochpassfilter dämpft [reduziert] Bassfrequenzen unterhalb von 300 Hz.

- Der A15RS (Reponse Shaper) dämpft hohe Frequenzen oberhalb von 1.000 Hz.

Mit zwei Schiebeschaltern an der Rückseite des SM7 werden die A15HP- bzw. A15RS-Schaltungen aktiviert oder deaktiviert. Mit einer beiliegenden Metallabdeckung lassen sich die Schalter auf Wunsch verbergen. So bietet das Mikrofon vier verschiedene Frequenzkurven – linear, Bassabsenkung, Präsenzanhebung und Bassabsenkung/Präsenzanhebung. 

Diese Flexibilität bot Rundfunksendern die Möglichkeit, den Frequenzgang des Mikrofons an die stimmlichen Eigenschaften bestimmter Sprecher:innen oder Voiceover-Künstler:innen anzupassen. 

Um die verschiedenen Frequenzgangeinstellungen des SM7B zu hören, kannst du dir die Audiobeispiele (bei ca. 10:24) in dieser Folge des Podcasts Twenty Thousand Hertz anhören

Zielmärkte wandeln sich

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Diese Anzeige, die sich an Toningenieure und Toningenieurinnen wandte, war von einem Top-40-Hit der Zeit inspiriert: „Whatcha See is Whatcha Get“ von The Dramatics. Die Werbebotschaft konzentrierte sich auf das System zur Anpassung des Frequenzgangs mit grafischer Anzeige – „etwas, das Sie noch nie gesehen haben“ – und die vier verschiedenen Konfigurationen der Frequenzfilter. 

Im Shure Katalog für professionelle Produkte wurde das SM7 sowohl an einem Mikrofonarm als auch auf einem Stativ gezeigt und betont, dass das Mikrofon „über einen Zeitraum von sieben Jahren in Aufnahme- und Filmmusikstudios in der Praxis getestet und für das beste professionelle, gerichtete, dynamische Mikrofon aller Zeiten befunden wurde“. Tontechniker:innen mögen zugestimmt haben, aber die Verkaufszahlen blieben gering.

Eine weitere Print-Anzeige suggerierte, dass beinahe jeder Radiosender des Landes ein Shure Mikrofon nutzte. Das war bestenfalls optimistisch, da es in den USA in den 1970ern rund 2.000 kommerzielle Radiosender gab. Das SM7 hätte die Verkaufsranglisten haushoch anführen müssen, wenn jeder Sender eines besessen hätte.

Bis 1980 blieb der Nutzerkreis des SM7 im Wesentlichen auf Radiosender und Aufnahmestudios beschränkt. Es blieb das bestgehütete Geheimnis der Tontechniker:innen und fristete trotz seiner innovativen Eigenschaften ein Nischendasein in der SM Mikrofonserie.

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Damals und heute

Als das SM7 1973 vorgestellt wurde, war der Verkaufspreis in den USA 257 Dollar, was heute 1.741 Dollar entspricht. Heute liegt der empfohlene Verkaufspreis aber nicht bei 1.741 Dollar, sondern nur bei 399 Dollar.

Im Laufe seiner langen Geschichte gab es nicht nur Veränderungen bei den Materialien und der Fertigung, sondern auch Verbesserungen der Performance. 1999 wurde das SM7 vom SM7A abgelöst, das durch eine effizientere Humbucking-Spule Einstreuungen durch Computerbildschirme minimierte. Auf das SM7A folgte 2001 das SM7B, das einen größeren Windschutz als Zubehör bot.

Social-Media-Influencer  

Das SM7B hat einen hohen Beliebtheitsgrad und einen legendären Ruf erlangt. Als Mikrofonenthusiast kann man sich kaum in Audio-Equipment-Foren bewegen, ohne auf lebhafte, teils ehrfurchtsvolle Kommentare zum SM7B zu stoßen. Zudem ist es Gegenstand vieler YouTube-Videos. 

Es gibt sogar einen humoristischen Thread zum SM7 im Internet, in dem man Witze wie diese findet:

„Kennst du die Stimme in deinem Kopf, die dir hilft, richtig von falsch zu unterscheiden? Nun ja, sie wurde mit einem SM7B aufgenommen.“

„Man sagt, wenn man es ganz genau ausrichtet, kann man mit einem SM7B die Zukunft aufnehmen.“

Eine leuchtende Zukunft

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Von 1973 bis 2008 plätscherten die Verkaufszahlen des SM7 dahin – es war kein Bestseller, aber erfolgreich genug, um es im Programm zu belassen.  

In den 1980ern hatte es einen kleinen Verkaufsschub gegeben, der darauf zurückgeführt werden kann, dass Bruce Swedien das SM7 für Michael Jacksons Gesang auf Thriller genutzt hatte. Eine deutlich bedeutsamere Steigerung gab es allerdings erst fast 25 Jahre später, als Podcaster:innen das SM7B für sich entdeckten. Seitdem steigen die Verkaufszahlen kontinuierlich an. 

Fünfzig Jahre nach seiner Einführung ist das SM7B bei Tontechnikern/Tontechnikerinnen, Performern/Performerinnen, Content Creators, Rundfunksendern, Gamern/Gamerinnen und Streamern/Streamerinnen populärer als je zuvor. Die Verkaufszahlen liegen um ein Vielfaches über dem Niveau der 1970er und es ist eines der meistverkauften Mikrofone von Shure. 

Nach 50 Jahren bekommt das SM7B endlich die Anerkennung, die es verdient.

Geben wir einem Endkunden das letzte Wort: „Ich habe 36 Jahre beim Radio gearbeitet und das beste Mikrofon, das ich je genutzt habe, war das Shure SM7. Kein anderes kam auch nur in seine Nähe.“

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Michael Pettersen
Fascinated by music, sound, and audio technology since building a crystal radio set as a child, Michael Pettersen is the Director of Corporate History. Employed by Shure Incorporated since 1976, he is a contributing author to the 1,550 page reference tome "Handbook for Sound Engineers" as well as the sole author of numerous pro audio technical papers. In his personal life, Michael is a professional musician, published composer of choral arrangements, co-author of a biography about jazz guitarist Freddie Green, and a notorious raconteur.

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