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Akustikgitarren aufnehmen und recorden in 9 Schritten

Die Abnahme einer Akustikgitarre unterscheidet sich doch ganz ordentlich von der einer E-Gitarre. Beim Recording der E-Gitarre geht es darum, den Sound des Verstärkers bestmöglich einzufangen - bei der Akustikgitarre steht das Instrument an sich im Vordergrund.
January 26, 2015 |
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Bei der Abnahme einer Akustikgitarre steht das Instrument an sich im Vordergrund

Die Abnahme einer Akustikgitarre unterscheidet sich doch ganz  ordentlich von der einer E-Gitarre. Beim Recording der E-Gitarre geht es  darum, den Sound des Verstärkers bestmöglich einzufangen - bei der  Akustikgitarre steht das Instrument an sich im Vordergrund.

Jede Komponente eines Instruments erzeugt Klang

Falls Ihr eine Akustikgitarre mit integriertem Tonabnehmer (z. B.  einem Piezo) Euer Eigen nennt, kann es eventuell bereits damit getan  sein, einfach nur das Audio Interface einzustöpseln. Tonabnehmer helfen  dabei, Feedback auf der Bühne zu reduzieren, aber man darf natürlich  nicht vergessen, dass jede einzelne Komponente eines Instruments Klang  erzeugt: von Resonanzdecke und Schallloch bis hin zum Zupfgeräusch der  Finger auf den Saiten. Um einen richtig guten, ausgewogenen  Gitarrensound zu bekommen, muss man demnach doch ein paar Dinge  beachten. So fängt ein Tonabnehmer nur einen Bruchteil des ganzen Sounds  ein. Wenn Ihr aber ein akustisches Instrument in seiner Gesamtheit  abnehmen wollt, kommt Ihr an einem Mikrofon nicht vorbei.

Wie hole ich den bestmöglichen Klang aus meiner akustischen Gitarre?

akustikgitarre 

In diesem Artikel wollen wir Euch ein paar Wege zeigen, den  bestmöglichen Klang mit Eurer Gitarre zu erzielen. Und ein paar Tipps  zum Recording sind auch dabei.

1. Das Setup

Bevor wir mit der Aufnahme loslegen, starten wir mit ein paar  grundlegenden Punkten. Ihr wisst ja: Die Klangquelle (also Eure Gitarre)  steht bei der Abnahme an allererster Stelle. Also nehmt Euch die Zeit,  Euer Instrument vorab so richtig auf Vordermann zu bringen - Saiten  checken, neue Saiten aufziehen, stimmen usw. Vielleicht kennt Ihr sogar  einen Profimusiker, der Euch dabei unterstützen kann?

Saiten checken, neue Saiten aufziehen, stimmen ...

akustikgitarre 

Bevor Ihr beginnt, solltet Ihr Euch auch die Tongebung Eurer Gitarre  ganz genau ansehen. Im Falle der Akustikgitarre kann das eventuell  Anpassungen an Hals, Sattel und/oder Steg bedeuten. Manche Einstellungen  könnt Ihr mit Sicherheit selbst durchführen, aber wendet Euch an einen  Fachmann, wenn Ihr an Eure Grenzen stoßt.

Und falls Ihr nun neue Saiten aufgezogen und Eure Gitarre gestimmt  habt und dann feststellt, dass das Ganze irgendwie trotzdem nicht so  ganz rund klingt, wäre es wahrscheinlich keine verkehrte Idee, Euch für  die Aufnahme eine hochwertigere Gitarre auszuleihen. Einen lausigen  Klang zu korrigieren, wenn er erst einmal im Kasten ist, ist ein Ding  der Unmöglichkeit. Klar, man kann immer versuchen, mit irgendwelchen  EQ-Einstellungen noch etwas zu retten, aber glaubt uns: Das kostet  einfach nur Zeit und bringt letzten Endes meistens nur wenig bis nichts.

2. Die Wahl des richtigen Mikrofons

Sobald Eure Gitarre einsatzbereit ist, kann es mit der Wahl des  Mikrofons losgehen. Generell lässt sich sagen, dass dynamische Mikrofone  dem Klang einer akustischen Gitarre nicht so ganz gerecht wird. Da die  Akustikgitarre an sich in den Höhen sehr präsent ist, macht ein  Kondensatormikrofon (Bsp. PGA81, SM81) hier die bessere Figur.

Wir empfehlen bei akustischen Gitarren ein Kondensatormikrofon.

Kleinmenbran oder Großmembran?

Das ist hier die Frage... Kleinmembran-Mikrofone sind nicht so träge  und übertragen hohe Frequenzen einfach besser. Insofern sind  Kleinmembraner perfekt, wenn Ihr es auf einen knackigen, detailgetreuen  Sound abgesehen habt. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass  Großmembraner komplett ungeeignet sind. Tatsächlich liefert ein  Großmembran-Mikrofon aufgrund seiner größeren Masse einen Klang, der  gerne als "warm" beschrieben wird. Wenn das Euer Ding ist, dann greift  zum Großmembran-Mikro.

  • Kleinmembraner: Knackiger, detailgetreuer Sound (Bsp. Shure PGA81, SM81, Beta181)
  • Großmembraner: warmer Klang (Bsp. Shure PGA27, PG42USB, SM27, Beta27)

Manche Mikros (in der oberen Preisklasse...) bieten die Möglichkeit,  die Richtcharakteristik zu ändern. Bei Kondensatormikrofonen haben User  meistens die Wahl zwischen Nieren- und Kugelcharakteristik. Die Kugel  klingt natürlicher als die Niere, dafür nimmt sie aber auch deutlich  mehr Raumklang auf. Wenn dieser in Eurem Studio nicht gerade berauschend  ist, bekommt Ihr mit der Niere das bessere Ergebnis.

3. Mikrofonierung
Tiefe Frequenzen sind im Schallloch am ausgeprägtesten

Wenn Ihr ein paar Basics beachtet, ist die Positionierung Eures  Mikros tatsächlich halb so wild. Klar, tiefe Frequenzen sind im  Schallloch am ausgeprägtesten. Da macht es wenig Sinn, hier den Sound  abnehmen zu wollen, wenn Ihr eigentlich auf einen ausgeglichenen Klang  aus seid. Je nach persönlichem Musikstil und Geschmack könnt Ihr die  folgenden Tipps befolgen, um zu einem guten Ergebnis zu gelangen. Wir  verwenden hierbei ein Shure KSM141

4. Positionierung des Mikros

Akustikgitarre_Shure_KSM141

Ausgewogener Sound am Steg

Wenn Ihr Euer Mikro in Höhe des Stegs aufstellt, bekommt Ihr einen  ausgeglichenen Gitarrensound. Allerdings kann es passieren, dass sich  das Mikro und der Arm des Gitarristen dabei in die Quere kommen. Sollte  das der Fall sein, versucht einfach, das Mikro weiter unten zu  platzieren, wobei der Kopf des Mikrofons nach oben zeigt. Alternativ  könnt Ihr das Mic auch oberhalb des Stegs in Schulterhöhe aufstellen,  nach unten zeigend. Generell sollte das Mikro so 20 bis 30 cm entfernt  vom Instrument stehen. Verwendet Ihr eine Nierencharakteristik, bekommt  Ihr verstärkt tiefe Frequenzen, wenn Ihr Euer Mikrofon näher zur  Schallquelle bringt. Dieses Phänomen nennt sich Nahbesprechungseffekt

Hellerer Klang zwischen dem 13. und 19. Bund

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Wenn Ihr einen helleren, betonten Klang abnehmen wollt, versucht doch  mal, Euer Mikro so in etwa zwischen dem 13. und 19. Bund aufzustellen.  Das bringt den Sound der Saiten mehr nach vorne. Die Wiedergabe der  tiefen Frequenzen könnt Ihr variieren, indem Ihr das Mikro weiter vom  Schallloch entfernt oder näher hinbringt.

Verwendung von zwei Mikrofonen

Für die schönste Kombi aus beiden Techniken (oder vielleicht auch  nur, um Euch noch eine weitere Möglichkeit an die Hand zu geben) wäre es  vielleicht auch eine Idee, zwei Mikrofone zu verwenden - jeweils eines  in jeder der oben beschriebenen Positionen. Ihr könnt dann z.B. die  hellen Klänge des Stegs mit dem warmen Sound des Schallkörpers mischen.  Je nach Stilrichtung und Geschmack kann das ganz gut funktionieren.

5. Vermeidung von Phasenproblemen

Solltet Ihr die Sache mit den zwei Mikrofonen versuchen, stellt  sicher, dass beide Signale immer zeitgleich laufen. Falls diese nicht  synchron sind, kann das zu Phasenproblemen und Kammfiltereffekten  führen. Potentielle Phasenprobleme könnt Ihr minimieren, indem Ihr  dafür sorgt, dass jedes Mikro in exakt gleicher Distanz zum Schallloch  steht. Wenn Ihr lieber flexibel positionieren wollt, solltet Ihr das  Timing in Eurer Recording Software manuell einstellen.

Stellt das Mikro näher und der Sound wird trockener, entfernt es und Ihr bekommt mehr Raumklang.

Ganz egal, für welches Mikrofon und welche Positionierung Ihr Euch  entscheidet - denkt immer daran, dass es um den Sound der kompletten  Gitarre geht; um das große Ganze, wenn Ihr so wollt. Stellt das Mikro  näher und der Sound wird trockener, entfernt es und Ihr bekommt mehr  Raumklang. Ist das Mikro zu nah, bekommt Ihr einen unnatürlichen Klang,  der nur einen Teil des Instruments wiedergibt. Experimentiert einfach  mit verschiedenen Platzierungen und Distanzen; am besten unter  Verwendung von geschlossenen Kopfhörern, damit Ihr das Ergebnis im  Anschluss abhören könnt. Nehmt Euch die Zeit, im Vorfeld alles  durchzuexerzieren, dann habt Ihr es beim Mischen einfacher.

6. Abmischen der Akustikgitarre

Wenn Ihr hier angelangt seid, passt das Setup Eurer Akustikgitarre.  Das Ziel ist nun, das Recording so zu gestalten, dass sich die Aufnahme  in Euren gesamten Mix einfügt. Dabei ist weniger übrigens mehr, wie die  folgenden Beispiele zeigen...

7. Dynamik-Kontrolle

Wenn die Akustikgitarre Hauptrhythmus und Tonstruktur Eures Songs  vorgibt, hilft schon ein wenig Kompression dabei, die Spur mit dem Rest  Eures Mix zu verheiraten.

Das Kompressionsverhältnis sollte zwischen 3:1 und 8:1 liegen; dann  passt den Schwellenwert an, um nur die lauteren Peaks (irgendwo bei -6.0  dB sollte genügen) einzufangen. Nachfolgend ein Beispiel aus Logic Pro:

8. EQ

Normalerweise fängt man bei den Equalizer-Einstellungen für eine  Akustikgitarre ganz gemütlich mit den tiefen Frequenzen an. Meistens  geraten die tiefen Frequenzen einer Akustikgitarre mit anderen  tieffrequenten Instrumenten wie z. B. Bass oder Bassdrum aneinander. Aus  diesen Grund ist es keine verkehrte Idee, diese etwas zu reduzieren.  Versucht doch mal mit einem LowCut ein bisschen Bass rauszunehmen. Fangt  am besten bei 80 oder 100 Hz an.

Sobald Ihr mit dem "LowEnd" zufrieden seid, könnt Ihr unter  Zuhilfenahme eines Filters unerwünschte "wummernde" Resonanzen  rausnehmen. Startet irgendwo zwischen 100 und 250 Hz und reduziert dann  weiter, bis Ihr die störenden Frequenzen im Griff habt.

Klarheit und Power zwischen 3 kHz und 7 kHz

Zu guter Letzt könnt Ihr Eurer Gitarre zu mehr Präsenz in Eurem Mix  verhelfen, indem Ihr sie zwischen 3 und 7 kHz etwas betont. Hier findet  sich die meiste Klarheit und Power einer Akustikgitarre. Unten könnt Ihr  sehen, wie das in Logic Pro aussieht:

EQ_Akustikgitarre 

9. Hall

Falls Euer Aufnahmeraum nicht zufällig über spitzenmäßige akustische  Rahmenbedingungen verfügt, ist es gängige Praxis, nur wenig von der  gegebenen Raumakustik einzufangen. Raumakustik ist eine echte  Wissenschaft für sich, aber normalerweise leistet die Kombination aus  solider Mikrofonierung und Akustikpanelen schon ganz gute Arbeit dabei,  den Raum in den Griff zu bekommen und eine recht trockene Aufnahme zu  erzielen. Es ist übrigens viel einfacher, Hall zu einem trockenen Sound  hinzuzufügen als eine Aufnahme mit schlechter Akustik retten zu wollen.  Wenn Ihr in einem wenig lebendig klingenden Raum aufnehmt, habt Ihr die  Möglichkeit, die Mikros weiter entfernt von der Gitarre aufzustellen,  was zu einem ausgewogeneren Klang führt, der aber trotzdem noch trocken  ist.

Experimentiere mit der Balance zwischen direktem Klang und Hall.

Wenn Ihr Eure Aufnahme mit Hall anreichert, sollte sie dennoch immer  so klingen als wären alle Spuren zusammen im selben Raum aufgenommen  worden. Dadurch müsst Ihr auch die Platzierung jedes Instruments im Auge  behalten. Zum Beispiel: Wollt Ihr, dass der Hörer den Eindruck bekommt,  dass ein Instrument näher oder weiter entfernt klingt? Auch das könnt  Ihr ganz einfach bewerkstelligen, indem Ihr mit der Balance zwischen  direktem Klang und Hall experimentiert. Um einen nahen, intimen Sound zu  erzielen, stellt sicher, dass der direkte Klang laut und der Hall  dezent ist. Umgekehrt funktioniert diese Regel auch, wenn Ihr wollt,  dass der Eindruck entstehen soll, dass das Instrument weiter entfernt  ist.

Und das Fazit?

Einen soliden Akustikgitarren-Sound aufzunehmen ist tatsächlich gar  nicht so schwer. Allerdings erfordert ein guter Sound viel Zeit und  Geduld. Wenn Ihr die Tipps in diesem Post befolgt, habt Ihr schon mal  eine Grundlage, von der aus Ihr starten könnt, um zu testen, was für  Euch funktioniert.

Die wichtigste Regel lautet aber auf jeden Fall: Die Klangquelle  kommt immer zuerst. Wenn Ihr dafür sorgt, dass Eure Gitarre in Topform  ist und Eure Mikros gut positioniert sind, ist das Abmischen keine große  Sache mehr.

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Marc Henshall
Marc forms part of our Pro Audio team at Shure UK and specialises in Digital Marketing. He also holds a BSc First Class Hons Degree in Music Technology. When not at work he enjoys playing the guitar, producing music, and dabbling in DIY (preferably with a good craft beer or two).

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